Modellschulen Niederdeutsch feiern Jubiläum
In über 50 Schulen des Landes Schleswig-Holstein wird systematisch Plattdeutsch gelehrt. Daran wurde am 11. Juli im Landtag in Kiel bei einer Feierstunde zum 10-jährigen Bestehen der „Modellschulen Niederdeutsch“ erinnert. 2014 startete das Projekt an 27 Grundschulen und es hat sich inzwischen zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt.
„Die Erfolgsgeschichte passt in drei Wörter: ‚Wi snackt Platt‘ steht auf dem Schild, das mittlerweile an 51 Modellschulen Niederdeutsch hängt. Ich freue mich, dass die Nachfrage weiterhin groß ist und „Niederdeutsch“ an immer mehr Schulen zu einem selbstverständlichen Angebot wird. Es gelingt uns so, Kinder früh an ihre Regionalsprache heranzuführen“, betonte Bildungsministerin Karin Prien. Das Bildungsministerium unterstütze von Beginn an mit zusätzlichen Lehrerwochenstunden für die Modellschulen, eigens erarbeiteten Lehr- und Lernmaterialien für den Niederdeutsch-Unterricht sowie einem umfangreichen Fortbildungsangebot für Lehrkräfte. Unter den 51 Modellschulen sind 39 Grundschulen sowie 12 Schulen mit Sekundarstufe I – davon fünf Gymnasien. Im kommenden Schuljahr 2024/25 werden voraussichtlich zwei weitere Schulen mit einem Niederdeutsch-Angebot für ihre Schülerinnen und Schüler starten.
„Das Plattdeutsche ist gerade für Kinder und Jugendliche von unschätzbarem Wert. Es ist eine unserer Heimatsprachen, die in vielen Regionen sehr lebendig ist und die Identität vieler Menschen in Schleswig-Holstein prägt“, sagte auch der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen.
Die Feierstunde fand nicht ohne Grund in den Räumen des Schleswig-Holsteinischen Landtags statt, denn die Initiativen des Plattdeutschen Rates wurden unterstützt von den Abgeordneten des Parlaments und seinem Beirat Niederdeutsch. Annabell Krämer, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, zeigte sich erfreut über die Erfolge der letzten Jahre. „Es ist wunderbar, dass sich dieses Projekt in den vergangenen zehn Jahren so gut entwickelt und etabliert hat“, sagte Krämer in ihrer Ansprache und hob hervor, dass das Vorhaben auf eine gemeinsame Initiative von Landtag, Heimatbund und Bildungsministerium im Jahr 2014 zurückgehe.
Professor Holger Gehrt, erster Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB), ergänzte: „Die aktuellen Modellschulen sind ein wichtiger Baustein, um die niederdeutsche Sprache weiterhin lebendig zu halten und frühe Mehrsprachigkeit zu fördern.“
Bei aller Freude über die erfolgreiche Entwicklung erinnerten Marianne Ehlers und Klaus Jensen vom Plattdeutschen Rat an die Jahre intensiver Bemühungen und Überzeugungsarbeit, bis es zur Einrichtung der ersten Modellschulen kommen konnte. Und Stiftungsratsmitglied Volker Holm betonte, dass die Plattdüütsch Stiftung Sleswig-Holsteen die Entwicklung von Anfang an mit erheblichem finanziellem Aufwand für den Erwerb geeigneter Unterrichtsmaterialien unterstützt hat und gute Ideen für Projekte jederzeit gern zu fördern bereit ist.
Der zweite Teil der Jubiläumsveranstaltung, die von Karen Nehlsen vom Bildungsministerium vorbereitet worden war und die sie nun souverän moderierte, stand ganz im Zeichen des Erfahrungsaustausches zwischen Fachlehrkräften und Kreisfachberatungen. So wurde an den acht Infoständen intensiv gefachsimpelt, Ideenaustausch vorangetrieben und das kollegiale Netzwerk untereinander weiter ausgebaut.
Modellschulen für Niederdeutsch – in Schleswig-Holstein schon ganz gut. Aber es ist noch Luft nach oben: Regional sind sie ungleich verteilt und im Bereich der weiterführenden Schulen dürften es deutlich mehr sein. Kein Grund also, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.
Links hierzu:
https://www.landtag.ltsh.de/nachrichten/24_07_11_zehn_jahre_modellschulen_niederdeutsch