Norddeutschland im Jahr 2024: Betonwerker aus dem ostfriesischen Emden praaten bei der Arbeit Platt. Im nordfriesischen Viöl bieten Steuerberater ihre Dienste auch auf Niederdeutsch an. Und die Chefin eines Reisediensts in Schuby bei Schleswig schnackt mit ihren Gästen selbstverständlich in der Heimatsprache. Das sind Beispiele einer Befragung des Instituts für niederdeutsche Sprache (INS) zur Rolle des Plattdeutschen in der modernen Arbeitswelt.
Für das plattdeutsche Tonarchiv PLATO haben Mitarbeiterinnen in diesem Jahr Interviews mit Menschen aus ganz verschiedenen Berufen geführt. Erste Audios sind seit Mitte Dezember bei PLATO zu hören: PLATO 2024 – Niederdeutsch im beruflichen Kontext
In den Interviews berichten Menschen von ihrem Berufsalltag: Mit wem wird Plattdeutsch oder Hochdeutsch gesprochen und worüber? Und macht das jeweils einen Unterschied?
Eine Logopädin erzählt, dass Schlaganfallpatienten op Platt oft ihre Sprache schneller wiederfinden. Ein Steuerberater hat erfahren, wie Plattdüütsch Vertrauen schafft, denn schließlich erhält er von seinen Klienten sehr persönliche Daten. Das Leitbild seines Büros ist zweisprachig Hoch und Platt, und Auszubildende werden auch auf Niederdeutsch gesucht. Der Vertriebsleiter einer Druckerei mit Niederlassungen in Westfalen und Niedersachsen hat gute Erfahrungen mit Kundengesprächen op Platt gemacht. Und auch ein Betriebsprüfer hat mit Plattdüütsch schon das Eis gebrochen.
Niederdeutsch wird also nicht nur in traditionell dem Plattdeutschen zugeschriebenen Arbeitsfeldern gesprochen. Aus persönlichen Gesprächen war das zwar bekannt, wurde aber von der Wissenschaft bisher vernachlässigt. Das jüngste PLATO-Projekt liefert dazu erste Beispiele und Hinweise. „Niederdeutsch im beruflichen Kontext“ – das INS freut sich über Kommentare und persönliche Erfahrungen zu diesem Thema im online-Gästebuch des plattdeutschen Tonarchivs: PLATO – Gästebuch