Uraufführung in Schwerin – Fritz-Reuter-Bühne spielt „Luise“
Am Anfang war es ein Gedankenspiel: Wie hat Luise Reuter ihren Ehemann Fritz unterstützt, wie sein Schreiben beeinflusst und wie sein exzessives Trinken ertragen?
Bernd Reiner Krieger spielt dies alles durch in seinem Einakter „Luise“, den er zum Reuterjahr 2024 für die Fritz-Reuter-Bühne geschrieben hat. Die Uraufführung am 31. August war im großen Saal der Schweriner Volkshochschule, der an ein bürgerliches Wohnzimmer erinnert.
Das Publikum erlebt Fritz bei einem Alkoholabsturz. Luise bringt starken Kaffee, doch er trinkt weiter. Sie möchte, dass er gegen seine Sucht ankämpft. Er kann es nicht. Fritz leidet noch immer an seiner Vergangenheit als politischer Häftling genauso wie an den undemokratischen Verhältnissen in Mecklenburg. „Du musst für Dich kämpfen, nicht gegen die Obrigkeit“, sagt Luise. Fritz aber will nicht schweigen über Unrecht und Willkür der Herrschenden.
Bisher haben die Eheleute Hochdeutsch gesprochen. Dann gibt es eine überraschende Wendung: Ein junges Paar und ein alter Mann stehen vor der Tür und wollen Reuter sprechen. Jehann, Marik Brand und Oll Daniel bitten den Dichter, von ihrem Schicksal zu berichten, und sie erzählen up Platt vom Unglück der Tagelöhner und der Grausamkeit des Gutsherrn. Luise ist so bewegt, dass sie Fritz ermuntert, darüber zu schreiben. Und das Publikum weiß, die drei werden Hauptfiguren in Reuters sozialkritischem Versepos „Kein Hüsung“.
Dem kleinen Ensemble der Fritz-Reuter-Bühne (zwei Schauspielerinnen und drei Schauspieler) ist mit „Luise“ unter der Regie von Bernd Reiner Krieger ein ganz großer Theaterabend gelungen.
Rainer Schobeß