Hermann Claudius: Gedichte und Lieder

In seinen frühen Gedichten op Platt, erschienen 1912, erzählt er nicht etwa vom niederdeutschen Dorfleben, sondern von Proletariern in der Großstadt: „Mank Muern“ hat Hermann Claudius (1878-1980) daher sein erstes Buch genannt, viele weitere sollten folgen. In Einzelbänden hat er fast 2000 lyrische Texte veröffentlicht, ein Viertel davon in niederdeutscher Sprache. Jetzt sind all seine Gedichte und Lieder in einer Werkausgabe erschienen. Das bekannteste ist wohl „Wann wir schreiten Seit an Seit“. Claudius engagierte sich zunächst für die SPD, besang später aber auch gern das Deutschtum und schrieb ein Gedicht für den Führer. Nach dem Krieg hat er es versäumt, sich mit seiner Rolle als Dichter im NS-Staat auseinander zu setzen. Wohl auch deshalb ist Claudius heute ein fast vergessener Autor. Aber er schrieb weiter. Über die Natur, über Gott, über Leben und Tod. Die neue Werkausgabe mit umfangreichen editorischen Notizen und einem ausführlichen Nachwort von Gerd Katthage bringt den Dichter wieder in Erinnerung. Vor allem die plattdeutsche Lyrik des Hermann Claudius ist eine Wiederentdeckung wert.

Hermann Claudius: Gedichte und Lieder, zweibändige Werkausgabe hrsg. von Gerd Katthage, Quickborn-Verlag Hamburg 2024, 1552 S.

ISBN 978-3-87651-511-3

Die zwei Bände im Schuber wurden der INS-Bibliothek freundlicherweise gespendet vom Quickborn-Verlag.